Semiotik der Kleidung
Semiotik der Kleidung und ihre ( inter- ) kulturelle Dimension
RELATION ZWISCHEN KULTUR UND SEMIOTIK
Kultur ist das Muster einer Sinngebung, in dessen Rahmen Menschen ihre Erfahrungen deuten und ihr Handeln lenken. Im Laufe der Zeit nehmen die gewohnten Interaktionen innerhalb von Gemeinschaften vertraute Formen und Strukturen an, was wir die Organisation des Sinns nennen. Diese Strukturen werden den Situationen nach angelegt, mit denen Menschen konfrontiert sind, und werden nicht durch die Situation selber bestimmt.
Die verschieden Schichten reagieren nicht unabhängig voneinander, sondern stehen in Wechselwirkung.
Die Semiotik untersucht alle kulturellen Prozesse als Kommunikationsprozesse. Ihre Absicht ist es, zu zeigen, wie den kulturellen Prozessen Systeme zugrunde liegen. Die Dialektik von System und Prozess führt zur Aufstellung der Dialektik von Code und Botschaft.
Das als kulturell bezeichnete menschliche Verhalten erfolgt als Reaktion auf Symbole. Der Mensch ist fähig, Symbole zu verwenden, wenn eine Übereinkunft über ihre Bedeutung erreicht worden ist. Die Bedeutung von Symbolen wird erlernt, das heißt, der Mensch eignet sie sich durch die Prozesse der Sozialisation und der Enkulturation an. Bekleidungsstücke sind Symbole, deren Bedeutung im Laufe der Sozialisation erlernt wird.
Im Hinblick auf den Bedeutungscharakter der Kleidung fungiert in erster Linie die Mode als entscheidender Faktor. Sie spiegelt die aktuellen gesellschaftlichen Normen und Werte in der Kleidung wider und bestimmt, erweitert oder verändert deren Bedeutungsgehalt.
DIE KLEIDER-SYMBOLIK DER (JUGENDLICHEN) SUBKULTUR
Mode als Symbol bietet im Rahmen sozial gebilligter Möglichkeiten ein einzigartiges Mittel der Differenzierung von der Masse. Die Symbolik der Subkultur-Stile HAT keine Botschaft, sie IST die Botschaft, bedeutet Abgrenzung ( Kritik ) und Zugehörigkeit ( Schutz ) zugleich. Durch die Übernahme spezifischer Gruppensymbole tritt das Individuum nicht als Einzelner, sondern als Repräsentant eben dieser Gruppe auf, grenzt sich dadurch von anderen ab und kann durch sein äußeres Erscheinungsbild bestimmte Wertorientierungen darstellen.
Bereits äußerliche, modische Abweichungen genügen, um Menschen zu aggressiven Haltungen zu provozieren.
In den 1960er Jahren wird der elitäre Charakter der Mode von den, durch
die Jugend etablierten, “Looks” abgelöst. Bezeichnend für diese Entwicklung ist es, dass selbst Anti-Modebewegungen, wie die der Hippies, als “Look“ durch die Modeindustrie aufgegriffen werden. In der Konsequenz steht der Konsum als Ersatz für das selbstgestaltete Leben.
JEANS UND HOSENANZUG SIND LEBENSSTILE
Zwei Kleidungsstücke versuchen in den 1960 Jahren die Unterschiede zwischen Mann und Frau zu „bearbeiten“: Die Jeans und der Hosenanzug, die alle „gleich“ machen sollen, wobei die Jeans „Protest-Look“ und der Hosenanzug eine bürgerliche Kreuzung von Jeans und Rock darstellt.
Auf der anderen Seite werden die Röcke immer kürzer. Mary Quant erfindet neben dem „Minirock“ auch das „Minikleid“ (1959 /60), den sog. „Hänger“, der nicht figurbetont ist und wie Umstandskleidung vom Körper „absteht“. Obwohl sich bald darauf der „Mini“ endgültig durchsetzt, sind die Rocklängen im weiteren Verlauf des Jahrzehnts bis weit in die 70iger Jahre nur noch dem Anlass entsprechend festgelegt, die Rocklänge wird also dem Anlass entsprechend „angepasst“. Mit den Rockvarianten erobern die Nylon-Strumpfhosen in allen möglichen Varianten blitzschnell den Markt, die nun Strümpfe und Strumpfhalter ablösen.
Wie oben bereits erwähnt, übernimmt die Modeindustrie schnell die Ästhetik der Kleider-Codes, wie z.B. den Mao Look oder den „Hippie-Gammler-Look“ und kommerzialisiert diese expressionistischen Modelooks der jungen (revolutionären) Subkultur oder Jugendkultur.
Mit diesen Kleidercodes versucht sich die Jugend- und Subkultur von konventionellen Kleidungsstilen abzuheben, die eine Art Selbstvergewisserung der Gruppe darstellen und dadurch auch zusätzlich die äußerliche Zusammengehörigkeit demonstriert. Im Umkehrschluss markieren die verschiedenen Kleider-Codes die Konfliktlinien der Gesellschaft.
Fortsetzung folgt......mehr Mode......
Literatur:
Klimke, Martin, Scharloth, Joachim (Hrsg.), 1968, Handbuch zur Kultur- und Mediengeschichte der Studentenbewegung, Bonn (2008).
ECO, Umberto, Einführung in die Semiotik, München (1988).
BAACKE, Dieter, Jugend und Mode, Kleidung als Selbstinszenierung, Leverkusen (1988).
RELATION ZWISCHEN KULTUR UND SEMIOTIK
Kultur ist das Muster einer Sinngebung, in dessen Rahmen Menschen ihre Erfahrungen deuten und ihr Handeln lenken. Im Laufe der Zeit nehmen die gewohnten Interaktionen innerhalb von Gemeinschaften vertraute Formen und Strukturen an, was wir die Organisation des Sinns nennen. Diese Strukturen werden den Situationen nach angelegt, mit denen Menschen konfrontiert sind, und werden nicht durch die Situation selber bestimmt.
Die verschieden Schichten reagieren nicht unabhängig voneinander, sondern stehen in Wechselwirkung.
Die Semiotik untersucht alle kulturellen Prozesse als Kommunikationsprozesse. Ihre Absicht ist es, zu zeigen, wie den kulturellen Prozessen Systeme zugrunde liegen. Die Dialektik von System und Prozess führt zur Aufstellung der Dialektik von Code und Botschaft.
Das als kulturell bezeichnete menschliche Verhalten erfolgt als Reaktion auf Symbole. Der Mensch ist fähig, Symbole zu verwenden, wenn eine Übereinkunft über ihre Bedeutung erreicht worden ist. Die Bedeutung von Symbolen wird erlernt, das heißt, der Mensch eignet sie sich durch die Prozesse der Sozialisation und der Enkulturation an. Bekleidungsstücke sind Symbole, deren Bedeutung im Laufe der Sozialisation erlernt wird.
Im Hinblick auf den Bedeutungscharakter der Kleidung fungiert in erster Linie die Mode als entscheidender Faktor. Sie spiegelt die aktuellen gesellschaftlichen Normen und Werte in der Kleidung wider und bestimmt, erweitert oder verändert deren Bedeutungsgehalt.
DIE KLEIDER-SYMBOLIK DER (JUGENDLICHEN) SUBKULTUR
Mode als Symbol bietet im Rahmen sozial gebilligter Möglichkeiten ein einzigartiges Mittel der Differenzierung von der Masse. Die Symbolik der Subkultur-Stile HAT keine Botschaft, sie IST die Botschaft, bedeutet Abgrenzung ( Kritik ) und Zugehörigkeit ( Schutz ) zugleich. Durch die Übernahme spezifischer Gruppensymbole tritt das Individuum nicht als Einzelner, sondern als Repräsentant eben dieser Gruppe auf, grenzt sich dadurch von anderen ab und kann durch sein äußeres Erscheinungsbild bestimmte Wertorientierungen darstellen.
Bereits äußerliche, modische Abweichungen genügen, um Menschen zu aggressiven Haltungen zu provozieren.
In den 1960er Jahren wird der elitäre Charakter der Mode von den, durch
die Jugend etablierten, “Looks” abgelöst. Bezeichnend für diese Entwicklung ist es, dass selbst Anti-Modebewegungen, wie die der Hippies, als “Look“ durch die Modeindustrie aufgegriffen werden. In der Konsequenz steht der Konsum als Ersatz für das selbstgestaltete Leben.
JEANS UND HOSENANZUG SIND LEBENSSTILE
Zwei Kleidungsstücke versuchen in den 1960 Jahren die Unterschiede zwischen Mann und Frau zu „bearbeiten“: Die Jeans und der Hosenanzug, die alle „gleich“ machen sollen, wobei die Jeans „Protest-Look“ und der Hosenanzug eine bürgerliche Kreuzung von Jeans und Rock darstellt.
Auf der anderen Seite werden die Röcke immer kürzer. Mary Quant erfindet neben dem „Minirock“ auch das „Minikleid“ (1959 /60), den sog. „Hänger“, der nicht figurbetont ist und wie Umstandskleidung vom Körper „absteht“. Obwohl sich bald darauf der „Mini“ endgültig durchsetzt, sind die Rocklängen im weiteren Verlauf des Jahrzehnts bis weit in die 70iger Jahre nur noch dem Anlass entsprechend festgelegt, die Rocklänge wird also dem Anlass entsprechend „angepasst“. Mit den Rockvarianten erobern die Nylon-Strumpfhosen in allen möglichen Varianten blitzschnell den Markt, die nun Strümpfe und Strumpfhalter ablösen.
Wie oben bereits erwähnt, übernimmt die Modeindustrie schnell die Ästhetik der Kleider-Codes, wie z.B. den Mao Look oder den „Hippie-Gammler-Look“ und kommerzialisiert diese expressionistischen Modelooks der jungen (revolutionären) Subkultur oder Jugendkultur.
Mit diesen Kleidercodes versucht sich die Jugend- und Subkultur von konventionellen Kleidungsstilen abzuheben, die eine Art Selbstvergewisserung der Gruppe darstellen und dadurch auch zusätzlich die äußerliche Zusammengehörigkeit demonstriert. Im Umkehrschluss markieren die verschiedenen Kleider-Codes die Konfliktlinien der Gesellschaft.
Fortsetzung folgt......mehr Mode......
Literatur:
Klimke, Martin, Scharloth, Joachim (Hrsg.), 1968, Handbuch zur Kultur- und Mediengeschichte der Studentenbewegung, Bonn (2008).
ECO, Umberto, Einführung in die Semiotik, München (1988).
BAACKE, Dieter, Jugend und Mode, Kleidung als Selbstinszenierung, Leverkusen (1988).
deluxe-enterprises.de - 12. Dez, 22:25