15
Nov
2008

Rock´n Roll

Rock´n Roll. Die Ton- und Reizleiter-Revolution

„Pop ist die ewig neue Suche nach dem richtigen Leben im falschen. Anfang der sechziger Jahre umstellt so viel Falschheit das echte Leben (oder das was man dafür hielt), dass die Suchenden sich immer wieder blutende Köpfe holten....“, skizzierte Cordt Schnibben in seinem Beitrag „Napalm ja, Pudding nein“ in der „Spiegel-Spezialnummer „“ (2/1994; S. 76f.) Pop & Politik.

Der Begriffscocktail „Popmusik“ mit seinen Kategorien „Rock´n Roll“, „Beat“, „Rhythm & Blues“, „Folk & Country-music“ beginnt sich Mitte der 60iger Jahre zu überlappen und zu vermischen. Während sich in den 50iger Jahren alles auf der Schiene des Rock´n Roll um Elvis und Bill Haley, um den Hüftschwung und die Schmalzlocke bewegte, entgleiste das Rock rollende Rad 1962 mit dem endgültigen Durchbruch der „Beatles“.

Ausgerechnet das Jahr der Kubakrise wird zum Wendejahr in der Populärmusik, die mit dem Vietnamkrieg zunehmend politischere Züge annimmt, dabei bekommt das Musikmosaik immer größere Ton- und Farbdimensionen. Die Schwarz-Weißmalerei mit all den dumpfen Vorurteilen sollte abgekratzt und farblich auf den Kopf gestellt werden.

„Pop ist eine unbedingt westliche Kulturerscheinung, herangewachsen unter den kapitalistischen technologischen Bedingungen der industriellen Gesellschaft. Amerika ist das Zentrum dieser Programmatik. Für die gesamt westliche Welt, vor allem für die Europäer hat dies zur Folge, dass ihre Kultur amerikanisiert wird....“, Tilman Osterwold:“Pop-art“;1989)

Pop, Pot und psychedelische Songs

Der Urschrei der Beatgeneration – Die Beatles

Mit „Yeah! Yeah! Yeah“ Coda* von “She Love You”, im August 1963 in den Plattenländen gelandet, schafften die Beatles den großen internationalen Durchbruch und brachen von da ab Rekorde. Am 09. Februar 1964 sehen 73 Millionen den Beatles Auftritt in der Ed-Sullivan-Show – eine Rekord-TV-Kulisse. Mit „Rubber Soul“ liefern sie im Herbst 1965 das nächste Meisterstück ab, nachdem sie den Entschluss gefasst haben, keine Live-Auftritte mehr zu machen.

„Sgt. Pepper“ und Stilwandel

Das Album lässt erste Konturen jenes Stilwandels erkennen, der sich dann mit dem Album „Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band“ vollzieht und mit dem Song „Tomorrow Never Knows”. LSD und Marihuana erweitern das Bewusstsein für die klanglichen Dimensionen.

* als Coda wird der gesondert herausgebildete Schlussteil eines Musikstückes bezeichnet. Wesentliches Merkmal der Coda ist ursprünglich die Herausstellung als angehängter, ausklingender Teil des Musikstückes, der oft auch zusammenfassende Charakterzüge trägt
Katalysator für die „psychedelische Musik“ ist das „Sgt. Pepper´s – Album“, dass nicht länger Pop ist, sondern eine neue Kunstform, eine Transformation der Musik.
„Mit den Beatles war es ganz schön weit gekommen. Wir rauchten Marihuana zum Frühstück. Wir waren total auf Marihuana, und niemand konnte mit uns kommunizieren, weil wir mit glasigen Augen pausenlos am Kichern waren. In unserer eigenen Welt“, John Lennon
Während John Lennon „Rubber Soul“ noch als „Pot-Album“ bezeichnet , sagt er nun über Revolver, dass es ein „Acid-Album“ sei, da die Beatles mittlerweile mit LSD in Berührung gekommen sind. Diese „Bewusstseinserweiterung“ nimmt Einfluss auf ihre Musik. Vor allem Lennon und Harrison komponieren „frühspychedelische Songs“, wie bsp. „Love You To“.
Die Veränderung des Stils und die damit einhergehende Entwicklung beginnt mit „Rubber Soul“ und setzt sich mit dem Album „Revolver“ fort. Die Beatles perfektionieren ihren Sound und experimentieren mit Rückkopplungen und rückwärtslaufenden Tonbändern, wie in den Liedern „I´m Only Sleeping und Tomorrow Never Knows. Die verzerrte Stimme Lennons verleiht dem Song traumhafte Züge und dringt tief in die Psyche, wie ein Trip in neue Sphären, begleitet von einem hypnotischen Trommelschlag. Die eingesetzte Sitar ist später ein Markenzeichen der psychedelischen Musik. George Harrisons Beschäftigung mit indischer Musik schlägt sich in „Love You To“ nieder. Auch die Einflüsse bzw. Auswirkung Drogenerfahrungen zeigen sich in den psychedelischen Songs, die damit auch Vorreiter eines neuen musikalischen Trends wurden: des Psychedelic Rock.


Die „Grateful Dead“, die sich anfangs „The Warlocks“ nennen, sind auf ausgedehnte Blues-Jams spezialisiert. Bedeutende Sixties – Gruppen wie bsp. die „Canned Heat“ sind Bluesbands, Janis Joplin eine Bluessängerin. Der hypnotische Jangle des Songs „Mr. Tambourine Man“ klingt 1965 wie Musik aus einer fernen Zukunft. „Jefferson Airplane“ orientieren sich am Pop und Jimi Hendrix gibt in der Verschmelzung von R & B und Pop und der improvisierten Vergewaltigung der US – Nationalhymne „Star Spangeld Banner“ dem Rock einen entscheidenden Kick. Ihm gelingt die Verschmelzung seines Stils mit dem sonderbaren Sound der Psychedelic - Music zur Musik der Jimi Hendrix Experience.

Fortsetzung folgt..............................................................


Literatur- / Quellennachweis:
Miles Barry, Hippies, deutsche Ausgabe by Collection Rolf Heyne, 2005.
Glück, Erich, Augen auf und durch. Die Woodstock Generation, Rudolf Trauner Verlag, Linz, 2002.
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